Dass Siegfried Lenz mich seit vielen Jahren begleitet, mag der ein oder andere, der hin und wieder auf diesem Blog vorbeischaut, ahnen. Denn auch wenn ich nicht so viel über Lenz‘ Werke gebloggt habe, so habe ich doch immer mal auf eines seiner Werke hingewiesen – beispielsweise auf „Schweigeminute„, das mir immer noch lieb ist oder auf „Deutschstunde“ (wieder entdeckt durch den gleichnamigen Film).
Jetzt wurde aus dem Nachlass des 2014 gestorbenen Schriftstellers „Florian, der Karpfen“ veröffentlicht. Weil man aber das nur wenige Seiten lange Märchen wegen des geringen Umfangs wohl kaum als Buch veröffentlichen konnte, legt Hoffmann und Campe dem ursprünglich als Hörspiel gedachten Text noch ein paar weitere bei, die Einblick geben in die lebenslange Beziehung, die Siegfried Lenz mit Fischen und speziell mit Karpfen pflegte.
„Und Karlchen lag wieder allein auf dem Holzsteg, beobachtete die Fische und dachte an die silberne Schwimmblase.“
Das Märchen selbst erzählt von der Sehnsucht des Buben Karlchen, der nichts lieber in der Welt hätte als eine Schwimmblase, so wie sie die Fische haben. Sein Wunsch scheint in Erfüllung zu gehen, als er dem Karpfen Florian begegnet.
Nach dem im Nachlass entdeckten und 2016 veröffentlichten Roman „Der Überläufer“ ist „Florian, der Karpfen“ ein wenn auch leider nur kleines Werk, dass einen der bedeutendsten deutschen Schriftsteller wieder in die Gegenwart und damit ins Bewusstsein der Leserschaft bringt. Das ursprünglich für Kinder gedachte Märchen bietet eine wunderbare Gelegenheit, Siegfried Lenz neu zu entdecken. Wer den Autor mag und vermisst, für den ist das liebevoll und mit zahlreichen Abbildungen ausgestattete Büchlein wie das Wiedersehen mit einem alten, lieben Freund.
Siegfried Lenz: Florian, der Karpfen. Ein Märchen und seine Geschichte. Hoffmann und Campe, 15 Euro.
Das Buch wurde mit freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt.