Zuerst die Erkenntnis: Charlie Chaplin und Winston Churchill waren befreundet?! Wer darauf ungefähr so unwissend reagiert wie ich, dem sei „Zwei Herren am Strand“ empfohlen. Darin erzählt Michael Köhlmeier die außergewöhnlich Freundschaft der beiden so unterschiedlichen Männer – wobei freilich historisch verbürgte mit erfundenen Elementen angereichert und ausgeschmückt werden. Herausgekommen ist eine amüsante und lesenswerte Geschichte, auf die sich frau gerne einlässt.
„Wenn du mit dem Tisch sprichst oder ihn anrufst (…) Dann musst Du den Vokativ verwenden.“ „Aber ich spreche nicht mit Tischen“, sagte er, „und schon gar nicht, wenn sie sich bewegen.“
Der Vater des Ich-Erzählers, der Lehrer für Geschichte und Literatur ist und in seiner Freizeit als Clown auftritt, hinterlässt seinem Sohn eine umfangreiche Korrespondenz, die er mit Churchills Privatsekretär geführt hat. Diese Briefe bilden Grundlage und Hintergrund des Romans. Was kompliziert klingt, ist leicht lesbar und gibt Einblicke in die Zeit der 1930er Jahre. Und in eine Freundschaft, die sich so oder so ähnlich abgespielt haben mag und die auf mehr beruht als auf der gegenseitigen Versicherung, sich immer beizustehen, sobald einer vom „schwarzen Hund“, wie sie ihre wiederkehrenden Depressionen bezeichnen, heimgesucht wird.
Michael Köhlmeier: Zwei Herren am Strand. dtv-Großdruck,13,95 Euro.
Das Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt.