Mary Wollstonecraft ist eine ungewöhnliche Frau. Und sie führt eine ungewöhnliche Ehe. Zumindest wenn es nach den Konventionen ihrer Zeit geht. Sie liebt Godwin, ihren Mann, liebt es, zu schreiben und sich mit ihm über ihre Gedanken auszutauschen – und sie liebt ihre Tochter Fanny. Als am 30. August 1797 ihre zweite Tochter Mary geboren wird, scheint das Glück vollkommen zu sein. Doch Mary Wollstonecraft, die sich zunächst gut von der Geburt zu erholen scheint – während die kleine Mary kränkelt – bekommt Kindbettfieber.
„Ich mag es, Luft im Gesicht zu spüren.“
Über elf Tage, die sie noch zu leben hat, erzählt sie ihrer Tochter Mary ihr Leben. Die Erzählung soll – so schlägt es die Hebamme Mrs. Blenkinsop vor, dem Baby seine Lebensgeschichte mitgeben, das Kind erzählend ins Leben holen. Wollstonecraft (wie sie häufig genannt wird) hat schon als Kind und Jugendliche ihren eigenen Kopf, lehnt sich gegen Konventionen auf und findet allmählich nicht nur ihre Bestimmung als Schriftstellerin und Philosophin, sondern auch als unerschütterliche Vertreterin der Gleichberechtigung. Diese Erzählung ihrer Lebensgeschichte stellt Samantha Silva der Lebensgeschichte der Hebamme, Mrs. B., gegenüber, die sich unermüdlich um die Kranke kümmert.
„Sie haben es zu Ihrem Lebensziel gemacht, Ihren eigenen Verstand und die Denkfähigkeit der Menschen um Sie herum zu verbessern.“
Der Roman „Diese wilde Freude in mir“ zeichnet die Geschichte einer starken Frau nach, die (eine einfach Google-Suche bekräftigt das) zu unrecht im Schatten ihrer Tochter Mary Shelley steht, deren Namen unlösbar mit ihrem Roman „Frankenstein“ verbunden ist. Schade, denn wie Samantha Silva zeigt, ist das Leben der Wollstonecraft zu spannend, und vielschichtig, als dass man sich nicht damit beschäftigen sollte.
Samantha Silva: Diese wilde Freude in mir. Mary Wollstonecraft: Ikone der Frauenbewegung. Furchtlose Denkerin, Mutter. dtv, 22 Euro.
Das Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt.