Commissario Guido Brunetti ist zurück. Und, um es gleich zu schreiben: sein mittlerweile 32. Fall hat all das, was Fans des venezianischen Ermittlers so lieben. Da ist seine Familie mit den mittlerweile fast erwachsenen Kindern Chiara und Raffi, der belesenen, klugen Ehefrau und Professorin für englische Literatur Paola, von deren Kochkünsten Brunetti sich nur allzu gern an den heimischen Tisch locken lässt. Und natürlich die Questura mit ihren allzu vertrauten Beamten Claudia Griffoni, Lorenzo Vianello und die technisch so versierte Sekretärin des Chefs, Signorina Elettra. Wie bei Brunetti-Fällen üblich, braucht es einige Zeit bis eine Leiche in einem Kanal gefunden wird und die eigentlichen Ermittlungen beginnen.
„Brunetti hatte kaum je Gelegenheit gehabt, sich für all die Gefälligkeiten erkenntlich zu erweisen.“
Bis dahin versucht Brunetti für seinen Schwiegervater mehr über einen angeblich zum Verkauf stehenden, verwitterten Palazzo herauszufinden, alte Bücher auszusortieren und ein Auge auf den Kollegen Dario Alvise zu haben, der bei einer Pride-Parade verhaftet wurde.
Sind die beiden vorherigen Romane „Flüchtiges Begehren“ und „Milde Gaben“ von einer durchgehend melancholischen Stimmung geprägt, die Charaktere und Handlung auf eine merkwürdige Art verlangsamen und förmlich die Spannung aus der Geschichte saugen, hat Donna Leon mit „Wie die Saat, so die Ernte“ eine Kehrtwende vollzogen.
„Auf die Bücher von Viellesern kann man sich nie einen Reim machen.“
Eine Kehrtwende zurück zu dem, was die Brunetti-Fälle so lesens- und liebenswert gemacht haben und mit diesem 32. Fall wieder machen: interessante, vertraute Charaktere, Aufklärungsarbeit ohne blutrünstige Verbrechen und die ein oder andere (philosophische) Überlegung, die vor allem Brunetti und seine Familie immer wieder in den Mittelpunkt rücken. Und: die merkwürdigen Sprachbilder, die in „Milde Gaben“ so irritierten, sind komplett verschwunden.
„Wie die Saat, so die Ernte“ ist vor allem für Brunetti-Fans ein wunderbares Lesevergnügen.
Donna Leon: Wie die Saat, so die Ernte. Commissario Brunettis zweiundreißigster Fall. Diogenes, 26 Euro.
Das Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt.
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