Oberstleutnant Bora kommt am 10. Juli 1944 in ein Berlin zurück, das vom Krieg gezeichnet ist. Auch an ihm selbst ist die Zeit an der Front – derzeit ist er in Italien eingesetzt – nicht spurlos vorübergegangen. Er hat seine linke Hand verloren, sein Bruder ist tot und seine Frau hat die gemeinsame Ehe annullieren lassen. Jetzt ist er nur deshalb in der Heimat, weil er an der Beerdigung seines Onkels teilnehmen will. Seine Anwesenheit in Berlin nutzt Arthur Nebe, der Chef der Kriminalpolizei, aus und betraut Bora mit einem Sonderauftrag. Er soll möglichst diskret den Mord an einem Hellseher aufklären.
“Sollte tatsächlich etwas im Gange sein, ist (Stauffenberg) bestimmt der Hauptakteur.”
Dabei ermittelt er auch in den Kreisen, in den kein geringerer als Claus Graf Schenk von Stauffenberg verkehrt. Was vor allem deshalb brisant ist, weil in militärischen Führungsebenen von einem möglichen Attentat auf Hitler gemunkelt wird. Freilich sind diese Gerüchte alles andere als konkret, aber Bora ist davon überzeugt, dass Stauffenberg an einer möglichen Verschwörung beteiligt ist. Mehr noch: Bora vermutet, dass der Oberst einer der Hauptakteure ist.
“Wen werden wir diesmal dafür verantwortlich machen? Wie oft kann ein und dasselbe Volk behaupten, einen Dolchstoß in den Rücken erhalten zu haben?”
Ben Pastors “Stürzende Feuer” schöpft seine Spannung nicht so sehr aus dem Genre des Krimis, schließlich gibt es genügend Ermittler, die in unterschiedlichen Epochen und Gegenden mit ihren ganz eigenen Methoden auf Verbrecherjagd gehen. Bora mag ein unbequemer Vertreter seiner Art sein, er ist aber sicher weder der unbequemste noch der ungewöhnlichste wie in manchen Besprechungen des Romans zu lesen ist. (Wer zweifelt, möge die Fälle von Inspektor Morse, Cormoran Strike, Kurt Wallander, Guido Brunetti, oder dem Urvater der Ermittler, Sherlock Holmes, lesen oder die Verfilmungen anschauen.)
“Die Bücher, die sein Großvater aus dem Feuer der Nazis gerettet hatte, machten seinen harmlosen Besuch verfänglich.”
Sicherlich aber ist Bora hin und her gerissen zwischen seiner Pflichterfüllung und seinen Zweifeln wenn nicht an der politischen Führung, so doch am Verlauf des Krieges, von dem Berlin mehr als deutlich gezeichnet ist. All das erzählt die bei uns weitgehend unbekannte Autorin Ben Pastor detailliert und glaubhaft, wenn auch nicht durchgehend ohne Längen. Lesenswert ist “Stürzende Feuer” allemal.
Ben Pastor: Stürzende Feuer, Unionsverlag, 22 Euro.
Das Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt.