Tommie Goerz: Im Schnee

Es ist, als sei die Zeit stehengeblieben, in diesem Dorf, in dem die Menschen so zusammen leben und ihre Traditionen pflegen, wie sie es schon immer getan haben. Und ihre Vorfahren. Die Dorfbewohner helfen sich gegenseitig, kennen sich schon immer. Zumindest die, die im alten Teil des Ortes leben. Mit den Neubürgern, die erst nach und nach hierher gezogen sind und tagsüber mit dem Auto in die Stadt zum arbeiten fahren, wollen die Alteingesessenen lieber nichts zu tun haben. Auch wenn sich der ein oder andere an den Stammtisch setzt und ganz in Ordnung zu sein scheint. Ganz begreifen werden die aber nicht, was in dem Dorf vor sich geht und warum – obwohl die „Neuen“ auch schon seit Jahrzehnten hier wohnen.

„Das, was ich wissen muss, kommt nicht im Fernsehen. Auch nicht im Radio.“

Immer noch treffen sich die Bewohner des alten Ortskerns zur Totenwache, wenn einer der ihren gestorben ist, so wie der Schorsch. Er und Max sind alte Freunde, fast wie Geschwister. Sie haben sich verstanden fast ohne Worte. Aber jetzt wird Max ohne seinen Freund auskommen müssen. Ein Umstand, den Max so akzeptiert, wie das Läuten der Totenglocke, die an einem kalten Januartag vom Tod des Freundes kündet.

Es war halt so.

Tommie Goerz entführt mit „Im Schnee“ in eine Welt, die fast vergessen ist, aber in dem kleinen fiktiven Dorf Austhal im Fichtelgebirge weiterlebt. Eine Welt, in der unsere Großeltern und älterer Verwandten gelebt haben – jedenfalls, wenn sie irgendwo im fränkischen Nirgendwo daheim waren, wo es kaum Auswärtige gab und Wanderer beäugt wurden wie exotische Insekten. Das alles erzählt Tommie Goerz in einer Sprache, die so einfach und eindringlich ist wie die Lebensumstände der Dorfbewohner. Umstände, die weder beklagt noch gelobt werden, weil das Leben so ist, wie es ist.
„Im Schnee“ ist eines dieser Bücher, das in seiner Unaufdringlichkeit tief berührt und an das man sich noch lange nach dem Lesen der letzten Seite erinnern wird.

Tommie Goerz: Im Schnee, Piper, 22 Euro.
Das Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt.

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