Devid Striesow, Axel Ranisch: Klassik drastisch

Die Autoren mögen es mir verzeihen, denn als ich das erste Mal von ihrem Buch „Klassik drastisch“ gelesen habe, musste ich an James Rhodes denken. Den britischen Pianisten, der es sich unter anderem zum Ziel gesetzt hat, klassische Musik von ihrem elitären Image zu befreien und sie für unkundige Hörer zugänglich zu machen.

Diesen Ansatz verfolgen auch Devid Striesow und Axel Ranisch, die sich selbst im Untertitel als „Musik-Nerds“ bezeichnen, mit dem Buch „Klassik drastisch“. Sie erklären, weshalb sie ein bestimmtes Stück begeistert und erzählen aus dem Leben des jeweiligen Komponisten. Axel Ranisch las als Teenager Biografien berühmter Komponisten, Beethoven und Rachmaninow wurden wie Freunde für ihn, und er begeisterte sich für „Die Bilder einer Ausstellung“ von Modest Mussorgski. Für Devid Striesow war das Volkstheater in Rostock ein heiliger Ort, an dem er als Kind hauptsächlich musikalische Veranstaltungen zusammen mit seinen Eltern besuchte.
Beide Autoren greifen neben persönlichen Erlebnissen besondere Stücke heraus, die für sie wichtig sind und fassen sie unter so wunderbaren Überschriften wie „Fünf Stücke, die mich auf der Stelle glücklich machen“, „Fünf Stücke, bei denen ich auf der Stelle weinen muss“ oder „Zehn Opernmomente, die mir auf der Stelle Gänsehaut verursachen“ zusammen.

„Mit der Zeit verstand ich, dass alles zusammenhing, dass Musik aus unterschiedlichen Zeiten auch ganz anders klang, dass es aber Verbindungen untereinander gab.“

Das und die leichte, liebevolle Art, mit der die Autoren dem Leser ihrer Leidenschaft für klassische Musik näherbringen, macht Lust, sich die Stücke anzuhören und die Eindrücke mit dem Geschriebene zu vergleichen. Aber: es fehlt eine Playlist, eine Zusammenstellung der Stücke auf einem der bekannten Streaming-Portale oder zumindest eine Liste, die alle angesprochenen Stücke so aufführt, dass man sie leicht finden kann. Und wie es, um beim anfänglichen Beispiel zu bleiben, James Rhodes mit „Playlist – The rebels and revolutionaries of sound“ (leider nicht auf Deutsch erhältlich) gemacht hat.
Erst beim Googeln habe ich herausgefunden, dass Striesow und Ranisch unter dem gleichen Titel einen Podcast für Deutschlandfunk Kultur haben oder ihn zumindest hatten. Denn der letzte Eintrag stammt vom 12. Oktober 2019. Schade, denn das Buch macht wirklich Lust, sofort loszuhören. Muss man sich die Stücke erst zusammensuchen, ist das eine Hürde, die nicht sein müsste und die vielleicht so manchen abhält, die klassischen Stücke doch noch für sich zu entdecken.

Devid Striesow, Axel Ranisch: Klassik drastisch. Lippenbekenntnisse zweier Musik-Nerds, Ullstein, 20 Euro.
Das Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt.

Kommentar verfassen

Diese Website benutzt Cookies. Wenn Du hier bleibst, stimmst Du der Verwendung von Cookies zu. This site uses cookies. By continuing browsing, you are consenting to the use of cookies. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen