Europa – was ist das eigentlich? Ein Kontinent, die EU? Um sich diesem Gebilde zu nähern, macht sie SZ-Redakteur Alex Rühle mit einem Interrail-Ticket auf die Reise. Von Athen im Süden bis in den Norden Finnlands trifft er Menschen aus unterschiedlichen Schichten mit ihren ganz eigenen Problemen und Hoffnungen.
“Ich habe keine Ahnung, was mit dem Geld passiert, das ich in die britische Rentenkasse eingezahlt habe.”
Wie die Lehrerin in Athen, dem Bosnier, der seine Familie verloren hat, der britischen Fotografin, deren Leben sich durch den Brexit komplett verändert hat oder die Bildungschefin der Stadt Helsinki. Durch den Krieg in der Ukraine wird die Gewissheit, in einem sicheren Europa zu leben, in Zweifel gezogen.
“Europa, wo bist du?” ist eine Liebeserklärung an einen Kontinent und seiner so unterschiedlichen Menschen, die auf den fragenden Reisenden Alex Rühle durchweg freundlich und hilfsbereit – trotz der ein oder anderen Verständigungsprobleme – reagieren. Das lesend mitzuverfolgen, ist wie eine Mischung aus Dokumentation, Nachrichten und Abenteuer und dabei niemals langweilig. Denn neben zahlreichen Fakten und Zahlen gibt es auch nette Anekdoten und Geschichten wie die über die Entstehung der finnischen Sprache. Sie sei deshalb so, weil Gott die beim Scrabble-Spiel nicht benutzten Buchstaben über die Finnen schneien ließ: “Die Finnen (…) sammelten all die Laute ein wie Blaubeeren und kneteten daraus die seltsamste Sprache der Welt.”
Alex Rühle: Europa, wo bist du? Unterwegs in einem aufgewühlten Kontinent, dtv, 25 Euro.
Das Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt.