Julia Schoch legt nach. Wer von „Das Vorkommnis“ begeistert war und auf die Fortsetzung der Reihe unter dem Namen „Biographie einer Frau“ gewartet hat, dem wird mit „Das Liebespaar des Jahrhunderts“ eine weitere Geschichte serviert, die anders, aber nicht minder spannend ist.
„Wenn zwei sich lieben, glaubt man anfangs an ein Wunder.“
Die große Liebe, die Leichtigkeit, die Zuversicht, doch da sind diese drei Worte: „Ich verlasse dich“. Das ist zwar recht schnell geschrieben oder getippt. Doch warum will sie ihn verlassen? Diese Frage drängt sich beim Lesen auf, denn das, was Julia Schoch meisterhaft schildert, ist das, was man gemeinhin als perfekte Ehe, perfektes Familienleben bezeichnen würde. Ein Paar, das sich zu Studentenzeiten kennen und lieben gelernt hat, das durch Auslandsaufenthalte, Umzüge, dem Einrichten der gemeinsamen Wohnung, durch Bücher und Filme immer mehr zusammen zu wachsen scheint. Zumindest ist es das, was die Ich-Erzählerin schildert, ihr Leben, das sie im Rückblick noch einmal durchgeht und rechtfertigt, weshalb sie ihren Mann verlassen will. Zumindest scheint es so.
„Schon möglich, dass unsere Liebe ein Warten gewesen ist. Ein Warten auf etwas, das größer ist als wir.“
Weshalb die Ich-Erzählerin zu diesem Entschluss kommt, wie ihr gemeinsames Leben bisher verlaufen ist, was sie bewegt – all das schildert Julia Schoch so, dass es tief berührt und man atemlos weiter liest, das Buch nur ungern aus der Hand legt. Mich hat diese Art des Rückblicks nicht zuletzt wegen der wunderbaren Sprache an „Schweigeminute“ von Siegfried Lenz erinnert, das auch noch nach Jahren zu meinen Lieblingsbüchern gehört, und das ich hier besprochen habe.
Julia Schoch: Das Liebespaar des Jahrhunderts, dtv, 22 Euro.
Das Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt.