Claire Lombardo: Genau so, wie es nie war

Es könnte alles so schön sein. Julia Ames ist Ende 50 und hat alles, was man im allgemeinen mit einem perfekten, glücklichen Leben verbindet. Sie ist seit vielen Jahren verheiratet, hat zwei Kinder und ein schönes Haus in einem Außenbezirk von Chicago. Mit ihrem kleinen Sohn Ben im Schlepptau trifft Julia im Botanischen Garten auf Helen Russo, die hier als ehrenamtliche Gruppenführerin arbeitet. Aus der zufälligen Begegnung – Helen spricht Julia an, weil diese weint – entwickelt sich eine Freundschaft, die Julia mehr bedeutet, als sie sich selber zugestehen will.

“(Im Haus) war es unordentlich, ja chaotisch, und wirkte zugleich auf glamouröse Art und Weise bewohnt.”

Helen verkörpert wie Julia findet, eine “unangestrengte Mütterlichkeit”, zu der es offenbar auch gehört, mit Fremden ins Gespräch zu kommen. Die Anwältin ist mittlerweile in Rente, hat fünf Kinder großgezogen und lebt mit ihrem Mann in einem große Haus, mit Garten, “ein Zuhause, wie es sich gehört”. Nicht zuletzt dieses Haus wird für Julia zu einem Sehnsuchtsort, den sie immer wieder gern aufsucht. Und dann gibt es noch Helens jüngsten Sohn.
An all das erinnert sich Julia als sie Helen nach 20 Jahren zufällig in einem Supermarkt wieder trifft.

“Dich zu sehen hat vieles in mir wachgerufen.”

Mit “Genau so wie es immer war” legt Claire Lombardo eine Familiengeschichte vor, die mehr ist als eine Geschichte über das Muttersein. Zwar ist Julias Leben bestimmt durch die beiden Kinder Ben und die jüngere Tochter Alma, um die sich Julia mit viel Liebe, aber auch mit dem ständigen Gefühl kümmert, als Mutter zu versagen. Darüberhinaus zeigt Julias Leben und letztlich ihre Bereitschaft, sich selbst nicht ständig unter Druck zu setzen und nicht in allem perfekt sein zu wollen, dass älter werden nicht nur mit mehr Lebenserfahrung einher geht, sondern mit mehr Gelassenheit sich selber gegenüber.

Nach “Der größte Spaß, den wir je hatten” (ebenfalls wunderbar übersetzt von Sylvia Spatz) beweist Claire Lombardo mit ihrem zweiten Roman, dass sie eine genaue Beobachterin und eine großartige Erzählerin ist, mit der man gerne einige Stunden verlesen will.

Claire Lombardo: Genau so, wie es nie war, dtv, 26 Euro.
Das Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt.

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